Neuer Botnanger Ortsbus
Aus der Nord-Rundschau, Mai 2016
von Susanne Müller-Baji
Neu, zweckmäßig - und nun auch abbezahlt
Stuttgart-Botnang. Beim Maimarkt wurde der neue Botnanger Ortsbus vorgestellt
Stuttgarts kleinster Stadtbezirk mit seinen Hängen ist idyllisch gelegen. Was allerdings mit frotschreitendem Alter oder mit Behinderungen auch für zunehmend Probleme sorgt: Gewohnt wird überwiegend am Hang, eingekauft hingegen drunten im Tal. Damit gerade die Äölteren nicht immer auf wohlwollende Nachbarn angewiesen sind oder die kostspielige Variante des Taxifahrens wählen müssen, nahm 2010 der Botnanger Ortsbus (BOB) erstmals den Betrieb auf und versprach - mit Rampe und Hebebühne ausgestattet - Mobilität bis ins hohe Alter.
Mittlerweile war das erste Gefährt aber in die Jahre gekommen und musste ersetzt werden. Der neue Ortsbus (BOB) war mit Unterbrechungen bereits seit 15. April im Einsatz. Mittlerweile wurde die Werbung der Sponsoren pünktlich zum Maimarkt am vergangenen Wochenende aufgebracht und so konnte der Ortsbuis auch ganz offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Zunächst erzählten die Vordenker des Ortsbusses, darunter Bezirksvorsteher Wolfgang Stierle, auf der Maimarktbühne vom langen Weg von der Idee bis zur Umsetzung. Dann ging es hinaus vor die Halle, wo beide Fahrzeuge zur Besichtigung standen und Menschen geehrt wurden, die sich um den Ortsbus verdient gemacht haben.
Die Podiumsdiskussion fand übrigens vor fachkundigem Publikum statt: Zur Feier des Tages hatte man Ortsbusfahrer aus der ganzen Region eingeladen, selbst aus Uhingen war eine Abordnung gekommen. Und von den Botnangern selbst waren viele ihrerseits schon einmal mit ihrem BOB unterwegs und nutzten nun die Gelegenheit, mal im alten, mal im neuen Fahrzeug Platz zu nehmen und die beiden unmittelbar miteinander zu vergleichen. Und? Ein "Daumen hoch" kam von einem älteren Herrn: "Klasse!"
Der Vorsitzende des federführenden Bürgervereins, Juergen R. Spingler, war seinerseits an Krücken unterwegs und ließ sich mit der Hebebühne emporheben. Zuvor hatte er gewitzelt: "Sie sehen, ich arbeite an meiner Karriere als zukünftiger Ortsbus-Passagier." Er hatte gute Nachrichten mitgebracht. Zuletzt hatten zur Finanzierung des neuen Ortsbusses noch 22 500 Euro gefehlt; die seien nun abbezahlt: Seit nunmehr einer Woche gehöre der Bus dem Bürgerverein.
Was wird nun aus dem ersten Fahrzeug? Das soll weiterhin als Ersatz für den neuen Bus dienen. Außerdem schwebt Springler eine Nutzung als "Gastro-Bus" vor: Er soll vor allem den älteren Botnangern als Zubringer zu den Mittagstisch-Angeboten im Stadtbezirk dienen. Mit nur einem Bus sei das bislang nicht zu bewerkstelligen gewesen, denn der Ortsbus habe ja auch um die Mittgszeit einen regulären Fahrplan einzuhalten. Voraussetzung für das erweiterte Angebot sei freilich, dass sich noch mehr ehrenamtliche Ortsbusfahrer melden - überwiegend Menschen im Unruhestand, die umfassend auf ihre neue Aufgabe vorbereitet würden.
Voll im Berufsleben steht der katholische Pater Gregor Kosielski, der als einer von derzeit 18 Fahrern im Schnitt zwei Stunden wöchentlich hinter dem BOB-Steuer Platz nimmt. Das mache ihm einfach Spaß, erklärte er beim Maimarkt. Und es gäbe da ja auch noch den Witz, nachdem ein Busfahrer eher in den Himmel komme, als ein Pfarrer. Petrus' originelle Begründung an der Himmelspforte: Wenn der Pfarrer gepredigt hat, hätten sie schließlich alle geschlafen, "wenn aber der Busfarer gefahren ist, haben immer alle gebetet". Wenn das mal kein Argument für das Ehrenamt ist.