Ein Handzeichen genügt
Artikel aus "WIN - Das Freiwilligenmagazin" für Stuttgart, Ausgabe Juni 2015:
Ein Handzeichen genügt
Der Botnanger Bürgerbus fähgrt an sechs Tagen in der Woche
Von Susanne Lung
In Botnang gibt es Wohngegenden, die weit entfernt vom öffentlichen Naherkehr liegen. Für Menschen, die körperlich eingeschränkt sind, existiert ein ehrenamtlich betriebenes Projekt: der Botnanger Bürgerbus (BOB).Das Angebot ermöglicht vielen den Einkauf zu erledigen, einen Arztbesuch oder Bankgeschäfte zu tätigen und nicht zuletzt, am sozialen Leben teilnehmen zu können. Durch Winken kann man bequem von der Haustüre aus mitgenommen werden.
Fünf Jahre vor dem ersten Fahrantritt war die Idee geboren. Botnang sollte einen eigenen Bürgerbus bekommen. Der Bürgerverein 'Botnang verteilte Fragebögen an Haushalte und ermittelte einen etwaigen Bedarf. 2010 war es dann soweit. Der ehrenamtlich betriebene Bürgerbus fuhr zum ersten mal die vier festgelegten Routen ab, um älteren Menschen, Menschen mit Behinderung oder Eltern mit Kinderwagen den Alltag zu erleichtern. In Botnang gibt es einige steile Wohnstraßen, Staffeln oder erhebliche Steigungen. Manche Wohngebiete liegen mehr als 300 bis 600 Meter von der nächsten ÖPNV-Haltestelle entfernt. Für einige Menschen stellen die weiten Wege ein Hindernis darf, um am alltäglichen Leben teilnehmen zu können . So gibt es Fahrgäste, die ohne den Bürgerbus längst aus ihrem Haus in Botnangs hügeliger Steillage ausezogen wären. Ist der Mann ein Pflegefall und besitzt die Frau weder ein Auto noch den Führerschein, dann ist es ihr durch den BOB möglich, dennoch wichtige Angelegenheiten zu tätigen, ohne zu lange aus dem Haus zu sein. Andere sind für Tage, Wochern oder gar Monate durch eine Operation eingeschränikt.
Der Bürgerbus verfügt über acht Plätzte für Fahrgäste und eine Hebebühne, so dass Rollatoren oder Rollstühle befördert werden können. Manche nutzen das Angebot des Bürgervereins Botnang von Beginn an regelmäßig. Eine Fahrt koset 1,50 Euro und mit einer Zehnerkarten 1,20 Euro. Nicht zuletzt werden die Umwelt geschont und der Individualverkehr reduziert.
Manche Fahrgäste wollen zum Einkaufen, einen Arzttermin wahrnehmen oder Freunde treffen, andere ein Bankgeschäft im Zentrum Botnangs tätigen oder die Möglichkeit haben, auf den Friedhof gehen zu können. Der Bürgerbus steuert auch das etwas abseits liegende Karl-Wacker-Heim der Evangelischen Heimstiftung an. Häufig warten Fahrgäste, bis mehrere Anliegen zusammengekommen sind. Dann genügt es, nach dem Fahrplan im Stundentakt, per sogenanntem Wink-System, dem Busfahrer eine Mitfahrt am Straßenrand zu signalisieren. Bushaltestellen gibt es keine.
2012 wurde der BOB für den Alterspreis der Robert Bosch-Stiftung nominiert und gewann 2014 den mit 1000 Euro datierten dm-Preis "HelferHerzen".
Gesucht werden dringend ehrenamtliche Fahrer. "Vorkenntnisse müssen nicht mitgebracht werden", erklärt Jürgen Spingler, Vorsitzeder des Bürgervereins Botnang, "Ein Führerschein der Klasse B genügt und man muss mindestens 21 Jahre alt sein". Dann folgen ein Reaktionstest und eine ärztliche Untersuchung, deren Kosten ebenso wie die des Personenbeförderungsscheins vom Bürgerverein übernommen werden. Nach einer Probefahrt kann man eine der 2-Stunden-Schichten übernehmen.
Peter Lenz, Antriebskraft als ehrenamtlicher Fahrer des BOB ist der Überzeugung, dass etwas für die Bürger der Stadt getan werden muss. Der Ehrenvorsitzende des Gewerbe- und Handelsvereins ist seit mehreren Jahren für den Bürgerbus tätig und möchte durch sein Engagement dazu beitragen, die Mobilität älterer Menschen mit Einschränkungen zu erhalten. Für die Fahrer selbst stellt das Fahren des Busses eine kommunikative und interessante Tätigkeit dar. Die Fahrgäste sind sehr dankbar über das Engagement und froh, aus der Wohnung herauszukommen oer eine Ansprache zu haben. Derzeit sind 18 Fahrer und Fahrerinnen beteiligt, insgesamt drei Damen und 15 Herren. Daneben gibt es Ehrenamtliche, die sowohl das Sponsoring als auch die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit übernehmen, im Bereich des Rechts- und Finanzwesens oder als Kassier tätig sind und den Fahrplan organisieren.